Was ist Latex?

Gummibaum gibt Kautschuksaft

Latex ist als Gummiwerkstoff bekannt. Die Elastizität, Form- und Dehnbarkeit des Werkstoffes bei gleichzeitig großer Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit macht die Beliebtheit des Materials aus. Latex lässt sich auf natürliche Weise oder synthetisch herstellen. Für Bekleidung aus Gummi kommt in erster Linie Naturkautschuk zum Einsatz. Aus Latexbahnen oder Meterware entstehen sowohl praktisch-funktionale als auch modische Kleidungsstücke. In der Fetischszene hat Latexkleidung seit jeher einen großen Stellenwert, doch auch die Alltagsmode entdeckt das besondere Material mehr und mehr.

Latex – Definition

Latex ist im Allgemeinen eine Polymerdispersion, die sich aus Kunststoffpartikeln und einer wässrigen Flüssigkeit zusammensetzt. Sie zeichnet sich durch Elastizität und eine besondere Formbarkeit aus, weshalb man auch von Gummi spricht.

Latex, dass in der Bekleidungsindustrie zum Einsatz kommt, ist natürlicher Gummi, auch als Naturkautschuk bezeichnet. Auch ist es möglich, dieses Latex synthetisch aus Erdöl herzustellen. Das Ergebnis zeigt die gleichen Materialeigenschaften. Im Handel überwiegt jedoch Kleidung, deren Latex aus dem Milchsaft des Kautschukbaumes gewonnen wird.

Latexkleidung: die Unterschiede

Kleidung aus Naturgummi lässt sich in zwei Bereiche unterteilen. Zum einen wird aus diesem Latex Schutzkleidung für die Medizin, Forschung und chemische Industrie hergestellt. Auch Schutzhandschuhe und Kondome für den privaten Bereich bestehen aus Naturlatex. Zum anderen ist Naturkautschuk ein Highlight in der Fetischszene und hat von dort aus den Weg in die „allgemeine“ Mode gefunden.

Herstellung & Verarbeitung von Latex für Fetisch- und Modebekleidung

Saft aus dem Gummibaum
Saft aus dem Gummibaum

Zur Herstellung von Latexkleidung wird Naturkautschuk verwendet. Basis ist der Milchsaft des Kautschukbaumes (hevea brasiliensis), der in Malaysia, Brasilien und Indien angebaut wird. Durch das Anritzen des Baumes erhält man den weißen Milchsaft, auch Latexmilch genannt, der bis zu 20% natürlichen Kautschuk enthält. Dieser Kautschuk muss anschließend aus der Milch extrahiert werden, was durch Eindickung und Zugabe von Essigsäure geschieht. Im Anschluss wird der Kautschuk getrocknet. Es entsteht eine zähflüssige Masse, die mit der Zeit zerfließt. Um den Kautschuk zu stabilisieren, wird daher die sogenannte Vulkanisation durchgeführt. Dieses Verfahren, bei dem Kautschuk mit Schwefel und weiteren Zusatzstoffen unter Druck erhitzt wird, macht den Gummi elastisch und gleichzeitig erhält er eine feste Form.

Dieser Naturgummi wird entweder zu Latexbahnen oder Meterware verarbeitet. Latexbahnen oder Meterware lassen sich zur Produktion von Kleidung kleben oder nähen. Auch das „Tauchen“ kann eine Verarbeitungsoption sein. Hierzu werden Formen verwendet, die in flüssiges Latex getaucht werden. Um die Materialstärke zu erhöhen, wird die Form mehrmals bis zur gewünschten Stärke getaucht. Das Tauchverfahren, das für kleinere Kleidungsstücke eine Option ist, kann aber auch zur Produktion von Latexbahnen, z.B. Strukturlatex, angewendet werden. Geklebte Latexmode bietet neben der hohen Flexibilität auch eine längere Haltbarkeit. Das Nähen von Mode aus Naturgummi erfolgt mit Faden und teilweise mit heißen Nadeln, um Risse zu verhindern. Die Elastizität ist bei genähter Kleidung eingeschränkt.

Hochwertige Kleidung aus Latex entspricht dem „Standard Malaysian Rubber“. Dieses Gütesiegel kennzeichnet den optimalen Qualitätsstandard für technisch spezifizierte Naturkautschuke. Wer Latexmode kauft, sollte darauf achten.

Materialvarianten für Latexbekleidung

Glattes Naturlatex ist immer noch das Nonplusultra in den Fetisch-Bereichen, dennoch bietet der Markt auch Varianten mit Musterstrukturen, Applikationen, Stricklatex oder chloriertes Latex an.

Strukturlatex lebt von dreidimensionalen, fühlbaren Mustern, die Auge und Sinne begeistern. Blumen, geometrische Elemente, Tierhautimitationen, Ornamente ergeben einzigartigen Designlatex, der sich wunderbar für Kleidung anbietet, die zu besonderen Anlässen getragen wird. Es ist auch möglich, sich sein individuelles Strukturmuster anfertigen zu lassen. Eine weitere Option für Strukturlatex sind feinste Applikationen, die mit einem Laser aufgebracht werden.

Stricklatex stellt ebenso eine besondere Variante dar. Aus dünnen Latexstreifen entstehen in Handarbeit exklusive Strickmodelle mit dreidimensionaler Optik und gebrochenem Glanz. Hier lassen sich vielseitige Muster und Farbkombinationen umsetzen.

Kautschuk wird per Hand in Platten gepresst
Kautschuk wird per Hand in mehrlagige Platten gepresst

Effektlatex bezeichnet Kleidung aus Naturgummi, die zwei oder mehr Farben, auch in Farbverläufen oder geflammt, zeigt. Chloriertes Latex hat eine chemisch veränderte Oberfläche, wodurch das Material eine seidenmatte oder seidenglänzende Optik erhält. Die Oberfläche ist schnelltrocknend, widerstandsfähiger und besser geschützt vor Beeinträchtigungen, was die Latexkleidung bedeutend haltbarer macht. Sie fühlt sich allerdings auch etwas fester und dicker an, der typische Gummigeruch geht verloren. Chloriertes Latex ist nicht so elastisch wie herkömmliches Naturlatex, allerdings kann es nicht zusammenkleben. Kleidungsstücke können ohne jegliche Anziehhilfe angezogen werden und bieten einen erhöhten Tragekomfort. Auch das Ankleiden von mehreren Teilen übereinander geht einfach von statten. Die Chlorierung kann ein- oder beidseitig bei Kleidungsstücken vorhanden sein,  sie bietet sich vor allem bei größeren Teilen an, die wenig Spielraum zum Rutschen haben, z.B. Catsuits. Da die Eiweißproteine, die zu einer Latexallergie führen können, beim Behandlungsprozess zerstört werden, eignet sich Mode aus chloriertem Latex auch für Allergiker. Nachteilig zeigt sich hingegen, dass dieses Material sich nur schwer reparieren oder wieder zusammenkleben lässt. Zur optimalen Pflege wird Silikonöl verwendet.

Farben in der Fertigung von Naturgummikleidung

Farbpigmente verwandeln das weißgelbliche Ausgangsmaterial in farbenfrohe Nuancen. Von knalligen Leuchtfarben über klassisches Weiß oder Schwarz bis hin zu einer Vielzahl von Farbtönen wie Türkis, Lila, Dunkelrot, Braun kann die Farbpalette abgedeckt werden. Hinzukommen Metallic-Farben, Glitter- und Perlglanzfarben oder Farbverläufe, die raffinierte optische Akzente setzen. Grundlage bildet das RAL-Farbsystem. Weiterhin kann Bekleidung aus Latex auch transparent oder semi-transparent gestaltet werden. Weit über 200 Farben sind heute in der Latexfärbung zu realisieren.

Materialstärken

Kautschuk in Plattenform trocknet
Der Kautschuk muss lange trocknen

Die Materialstärken sind vom Herstellungsverfahren und von der Art des Kleidungsstückes abhängig. Je höher die Materialstärke ausfällt, umso schwerer wird das Kleidungsstück. Außerdem verliert es mit zunehmender Materialdicke seine Dehnfähigkeit, die Reißfestigkeit erhöht sich jedoch.

Getauchte Ware weist zwischen 0,25 und 0,75 mm auf. Bei geklebter Latexkleidung sind Stärken zwischen 0,25 und 0,60 mm üblich. Ganzkörperanzüge, Mäntel, Jacken, mitunter auch Jeans oder Accessoires sowie Strukturlatex können eine Materialdicke zwischen 0,80 und 4 mm erreichen. Bei Stärken zwischen 2 und 8 mm spricht man von „Heavy Rubber“. Auch das Tragen von mehreren Latexstücken übereinander fällt unter den Begriff „Heavy Rubber“. Dieser Begriff aus der Fetischszene steht allgemein für den Einschluss in schweres Latex.

Qualitätsmarken für Naturlatex-Bahnen oder Rollenware

Grundlage eines jeden Kleidungsstückes aus Latex bilden Naturgummi-Bahnen oder Meterware. Zu den bekanntesten Markenherstellern und Zulieferern zählen Radical Rubber und 4D Supatex.

  • Radical Rubber: Die britische Marke stellt Rollenware und Latexbahnen malaysischer Herkunft zur Verfügung. Das talkumierte Material weist eine Breite zwischen 90 und 100 cm auf. Während die Außenseite sich superglatt präsentiert, ist die Innenseite für eine leichtere Verarbeitung leicht angeraut.
  • 4D Supatex: Ebenfalls aus Großbritannien kommt die Marke 4D Supatex, die Premium-Latex in edelster Qualität herstellt. Die Innenseite ist hier nochmals stärker angeraut, die Außenseite deutlicher glatter als beim Latex von Radical Rubber. 4D Supatex begeistert Latexfans durch den besonders ausgeprägten, süßen Gummiduft.

Latex-Materialeigenschaften: Vor- und Nachteile

Getrockneter Naturkautschuk
Getrockneter Naturkautschuk ist Grundlage zur Weiterverarbeitung

Latex in der Bekleidungsindustrie zeigt sich elastisch, dehn- und formbar. Allerdings ist das Naturprodukt empfindlich gegenüber spitzen Kanten, Ecken oder Gegenständen, dann kann es brüchig werden und reißen. Auch unbedachtes Ziehen oder Reißen an der Kleidung sollte verhindert werden. Das Material passt sich durch Erwärmung den Körperkonturen perfekt an, ohne einzuengen, es zeichnet Formen und Kurven nach und betont die Silhouette.

Naturgummi ist wasserabweisend und lässt keine Feuchtigkeit durch. Was auf der einen Seite Vorteile hat, bringt während dem längeren Tragen aber auch Nachteile mit sich. In Latexmode schwitzt man sehr schnell, vor allen Dingen bei großer oder andauernder Aktivität. Deswegen schätzen Träger der Gummikleidung auch Reißverschlüsse, Cut Outs oder Schnürungen, damit zu viel Feuchtigkeit entweichen kann.

Latex ist anfällig für Verfärbungen durch den Kontakt mit bestimmten Buntmetallen, Schmuck aller Art, Nikotin, Weichmachern in Kunststoffen oder Farbpigmenten aus Textilien, Leder und Kunstleder. Gerade helle Latexkleidung benötigt hier besondere Aufmerksamkeit. Schon kurze Sonneneinwirkung kann zu Ausbleichungen von farbigen Latexkleidungsstücken führen.

Naturlatex benötigt intensive Pflege, um seine Widerstandsfähigkeit und Elastizität zu behalten. Daher ist die regelmäßige Behandlung mit pflegendem Silikonöl ein Muss. Daneben neigt das Material zum Verkleben, gerade während der Lagerung im Schrank. Hier schafft Talkumpuder bei längerer Aufbewahrung Abhilfe.

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